3.Teil Die Zeit nach dem verheerenden 2.Weltkrieg, dem Neuaufbau in der DDR bis zur politischen Wende
Mit dem Ende des 2.Weltkriegs und der Zerschlagung des Faschismus begann im Osten Deutschlands ein neues Leben. Großes Leid und Not bestimmten zunächst den Alltag der Menschen!
Viele Menschen mussten aus ihrer Heimat fliehen und kamen mit „NICHTS“ auch hier in Gnoien an um eine neue Bleibe zu haben. 1945 wuchs die Bevölkerungszahl auf über 6 Tsd. Menschen an und so platzte die Stadt aus allen Nähten.
Dazu kam, dass mit dem 1.Mai 1945 eine sowjetische Militäradministration, mit Sitz im Rathaus die politische Macht übernahm.
Neufindung und Überleben stand jetzt für die meisten im Vordergrund. Dennoch wurde neben der politische Umwandlung und der langsamen Normalisierung des wirtschaftlichen und kulturellen Lebens auch schon an Sport gedacht!!
Am Sonntag, den 24.August 1945 fand nach längerer Zeit wieder einmal ein Fußballspiel auf dem schönen Sportplatz statt. Einer Gnoiener Vertretung stand eine Auswahl der Roten Armee gegenüber. Auf Wunsch der sowjetischen Kommandantur traten beide Mannschaften nur mit 8 Spielern an. Die Gnoiener gewannen mit 7:1! Eine Neuorientierung als Verein setzte erst allerdings erst 1948 (23.Juni) mit der Gründung einer FDJ-Sportgemeinschaft ein. Ihr erster Vorsitzender war Otto Weiher (Leiter der Molkerei) Zu den Mitbegründern gehörten damals Heinz Lux, Werner Lau, Egon Lorenz, Robert Leske, Günter Nützmann und Horst Wiehnhöft, der alle damals wichtigen Sportereignisse in Wort festgehalten hatte. Wenig später ging man an die Gründung einer SG „Vorwärts“ MAS(Maschinen-Ausleih-Station) Gnoien, die dann bereits 1950 in BSG „Traktor“ Gnoien umbenannt wurde. Wegen Meinungsverschiedenheiten kam es 1952 parallel dazu zur Gründung einer BSG „LOK“ Gnoien. Der Personentransport war ein großes Problem und so konnte man zu Orten mit Bahnanschluss kostenlos reisen. Bald hatte man allerdings erkannt das die Zweigleisigkeit mehr Nachteile brachte und so ging „LOK“ nach 2 Jahren wieder ein.
Das Interesse am Sport, vor allem am Fußball, war sehr groß und es spielten damals namhafte Mannschaften in Gnoien, zum Beispiel Tabak Dresden, Horch Zwickau oder Tasmania Berlin. Wie man erzählte, spielten Speck und Butter aus der Molkerei eine gewisse Rolle beim Zustandekommen dieser Vergleiche, bei denen Volksfestcharakter mit um die 1000 Zuschauer entstand.
Im Gründungsjahr hatte der Verein 90 Mitglieder in den Sektionen Fußball, Handball, Leichtathletik und Kegeln. Die Fußballer haderten damals mit der Sportführung des Landes Mecklenburg, weil man nur in die Kreisklasse eingestuft wurde, obwohl man mit sehr guten Ergebnissen aufwarten konnte. Die Sportgemeinschaft erhielt damals im Obergeschoss des „Haus der Jugend“ (heute Hotel)ein Sportbüro.
1950 erfolgte die Gründung einer Sektion Kegeln die sehr aktiv mit 2 Mannschaften am Wettspielbetrieb teilnahm. Die Aufstellung der 1.Mannschaft 1955 lautete: Günter Stellmacher, Philipp Appelshäuser, Rudolf Gierke, Jochen Siems, Kurt Wetzel, Joseph Tschiesche, Reinhardt Zorn, Karl-Friedrich Beyer und Fritz Peters. Die lange die Kegeltradition in Gnoien hochhielten!
Auf dem Foto am Ballhaus: von vorn Rudolf Gierke, Reinhardt Zorn, Fritz Peters, Dr. Joseph Tschiesche, Philipp Appelshäuser, Kurt Wetzel.
1956 fanden sich Interessenten zu einer Sektion Schach zusammen – die bis 2014 in der Bezliga spielfähig blieb. Damalige Spieler der 1.Mannschaft: Wittenburg, Scholz, Ringuth, Scheel, Zorn, Ehrenberg, Wetzel und Mathäus. Und bis zur Wendezeit hatte man eine leistungsstarke Jugendabteilung (Leiter Helmut Wetzel).
Große Höhepunkte hatte der Sport in Gnoien 1956 und ff., wenn es um die Austragung der Kreis- Turn und Sportfeste im Gnoiener Stadion mit großer Beteiligung ging. Gnoien hatte das einzige brauchbare Stadion der Kreise Malchin und Teterow!
Die Fußballer pflegten auch reichlichen Kontakt zu Mannschaften aus dem „Westen“ Deutschlands. Wenn es auch ein Dorn im Auge der „SED Obrigen“ war. Ehemalige bahnten diese Spiele an und es kam anfangs auch noch zu Rückspielen, bis die Grenzen 1963 dicht gemacht wurden.
Mannschaft in Geesthacht Ostern 1957
Hintere Reihe: Heinz Lux, Wietzke, Wiesecke, Jacobs, Manfred Wiegert, Wardow, Becker, Zielonka, Jochen Finck, Franz Bidlo mittlere Reihe: Herbert Boecker, Nichelmann, G.Schuldt, Ulli Klingberg, vorn: „Asser“ Bauch und Peter Jürß
Die sehr guten Leistungen unserer 1.Fußballmannschaft führten ausgerechnet zum 700.Jährigen Jubiläum unsrer Stadt 1957 endlich mit dem Aufstieg in die Beziksklasse zum Erfolg. In einem Freundschaftsspiel besiegten die Gastgeber den VfL Hamburg/Bergedorf mit 4:3. Weitere Begegnungen mit Mannschaften aus Geesthacht, Wahlstedt und Todesfelde kamen zustande.
Die Bezirksklasse konnte danach immer gehalten werden, bis es dann im Spieljahr 1972/73 zum Quantensprung mit dem Aufstieg in die höchste Spielklasse des Bezirkes Neubrandenburg (Bezirksliga, damals die dritthöchste Spielklasse der DDR) gelungen war.
Unsere Mannschaft vor dem ersten Bezirksliga-Spiel gegen den DDR-LIGA-Absteiger VB Waren
Von Links. Kl..Peter Balz, Wolfgang Wulfrath, Detlef Klawitter, Ottmar Schug, Kl.Peter Jennerjahn Dieter Frenzel, Harry Hübner, Willi Dethloff, Franz Fuchs, Horst Spellmeyer, Gerhard Ewert.
Eine große Errungenschaft für den Sport in unserer Stadt war der Umbau des damaligen Gaswerkes in eine Turnhalle. Vorreiter und Organisator dieses Vorhabens außerhalb aller Wirtschaftspläne durch den Rat der Stadt war unser Heinz Lux. Um so eine Maßnahme hinzubekommen, ohne Handwerkerkapazitäten und Materialzuweisungen, bedurfte es schon eines großen Organisationstalentes und guter Beziehungen. Sein Motto war:“ Fuchs sein allein reicht nicht, da muss schon ein Lux her“ meinte er mit Augenzwinkern und seinem verschmitzten Lächeln. Der Umbau wurde zum größten Teil im NAW ( Nationalem Aufbau Werk) errichtet!
Die Mitgliederzahlen stiegen mit den Neugründungen von weiteren Sektionen:
1958 wurde die Bildung einer Jugendabteilung beschlossen: dazu gehörten die Fußballer, Schach,Tischtennis,Leichtathletik und Turnen. 1960 kamen Federball und Radsport dazu (Vorsitzender war damals Hermann Brückert.
1963 wurde der Sportplatz zu einem Stadion weiter ausgebaut. Der Platz bekam eine Drainage. Die Aschenbahn wurde erneuert, eine Barriere umfasste jetzt die Spielfläche und es wurden Tribünen mit Sprecherturm einschl. Beschallung errichtet.
Im Sommer 1964 kam es zu einem internationalem Freundschaftsspiel gegen UISP Parma aus Italien. Die Gnoiener verstärkt durch Spieler aus Neukalen unterlagen zwar 1:3, hatten mit den zahlreichen Zuschauern einen schönes Erlebnis.
1975 wurde Gnoien zum Trainingszentrum für Leichtathletik( bis zur Wende 1990, zuletzt betreut von unsrem Sportfreund Wolfgang Göhler.
Um die vielen Aufgaben auch finanziell erfüllen zu können veranstaltete die BSG allein im Jahr 1975 30 Tanzveranstaltungen ( Als Disco oder auch mit Kapelle) Zur BSG „Traktor“ gehörte damals auch die Blaskapelle unter der Leitung von Franz Schäffer – Anlässe zu Auftritten waren allerdings andere!
1977 gab es erneut einen mächtigen Ruck bei den Mitgliederzahlen – 426 Mitglieder trugen sich ein. Es kamen Gewichtheber und eine erste Frauensportgruppe (ÜL’in damals wie heute Evi Schelonka !!) Auslöser dafür war mit Sicherheit die Einweihung unserer neuen Sporthalle an der „Neuen Schule“(Tonnenhalle) und so gab es zwei Sporthallen in Gnoien.
1978 wurde dann die Sektion Volleyball gegründet( ÜL Dieter Schwarz) Die Sektion hatte zeitweise drei Mannschaften in Spielbetrieb auf Kreisebene( ein Lehrjahr mit großer Herausforderung auch auf Bezirksebene ) Der Kreismeister wurde serienweise nach Gnoien geholt!
1980 erreichte der Sport mit 533 Mitgliedern das Jahr der größten sportpolitischen Auszeichnung mit dem „Pokal des Präsidiums des DTSB“ der höchsten Vereinsauszeichnung der DDR. Der Vorsitzende Karl Schug konnte den Pokal vom Präsidenten Manfred Ewald in Berlin in Empfang nehmen!!
1985 wird der Spielmannszug dem Rat der Stadt übergeben und trotzdem sind 635 Mitglieder im Verein verzeichnet. Weitere Sportgruppen entstehen : eine 2.Frauensportgruppe ÜL Renate Heimel , eine Faustballmannschaft und Freunde des Eisbadens( Klaus Ziem) kommen dazu.
1988 feiert der Verein sein 40. Jubiläum der Neugründung mit 641 Mitglieder (der bis dato höchsten Mitgliederzahl, die heute leider nicht mehr erreicht wird) in 10 Sektionen und 8 Allg. Sportgruppen. Sportfreund Wolfgang Reinhardt als Vorsitzender kann eine stolze Bilanz ziehen. Unsere Traditionsmannschaft spielt gegen die Traditionsmannschaft des FC HANSA Rostock und unterliegt nur knapp gegen u.A. Heino Kleiminger, Dieter Schneider, Helmut Hergesell, Dieter Wruck und weiteren Stars von Empor/Hansa.
Unsere 1.Männermannschaft schrammte in der Saison 1978/79 nur knapp am Bezirksmeistertitel und dem Aufstieg in die DDR-Liga vorbei. Damals stieg der FC HANSA übrigens in die DDR-Liga ab, es wäre also zu einem Aufeinandertreffen im Gnoiener Stadion und Ostseestadion gekommen!!
1982 nahm der Verein ein für ihn großes Bauvorhaben in Angriff. In Eigenleistung und unter Bereitstellung finanzieller Mittel und Material begannen die Sportler mit dem Bau eines Sportlerheimes und schafften damit eine enorme Verbesserung des sportlichen Umfeldes. Die Stunden der „Grünen Baracke“ mit 3 Mini-Umkleidekabinen und 4 Kaltduschen für 2 Mannschaften und einem Schiedsrichter-Kollektiv waren damit gezählt.
Für die Fußballer begannen ab 1986 dann lange Leidenszeiten des Qualitätsverlustes und des Niedergangs und bitteren Weges in die Kreisklasse Teterow als unterste Leistungsebene. Ein kompletter Neuanfang mit jungen Spielern war jetzt angesagt.
Aber nicht nur unsere Fußballer mussten sich neu orientieren, sondern die gesamte Gesellschaft der DDR. Der damalige geschäftsführende Vorstand mit dem Vorsitzenden W.Reinhardt, seinen Stellvertretern St.Koll und O.Schug sowie Kassenwart G.Schwarz hatten sich einer großen Herausforderung der Vereinsneubildung zu stellen.
Ottmar Schug
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